Seinen eigenen Geburtstag im Ausland zu feiern, weit weg von zu Hause und ohne die Freunde und Familie ist irgendwie nicht das Gleiche.
Trotzdem hatte ich einen wunderschönen Geburtstag, was ich meinen lieben Mädels hier zu verdanken habe.
Ich wurde morgens mit einem Happy-Birthday-Ständchen, und einem Kuchen zum Frühstück von meinen Mitbewohnerinnen Sara und Akira geweckt und von Luci und Philine abends zum Essen in meinem Lieblingsrestaurant hier eingeladen. Anschließend gingen wir noch ein bisschen feiern, aber ich wollte nicht allzu lange wegbleiben. Denn für den nächsten Tag wollte ich fit sein, denn da erwartete mich das schönste, Geburtstagsgeschenk von allen: Meine Mama und meine Schwester!
Den ganzen Sonntag über war ich schon so aufgeregt, dass ich keinen Bissen runterbekomme habe. 7 Monate hatte ich die beiden nicht gesehen. Und klar, wir haben viel geskypt und geschrieben, aber das ist eben einfach nicht das Gleiche, wie jemanden sehen und in den Arm nehmen zu können.
Kaum war ich an der Rezeption ihres Hotels vorbei, kamen die beiden schon auf mich zugestürmt und ich hätte am liebsten geheult vor Freude.
Nach nicht mal fünf Minuten war es schon wieder so normal, die beiden um mich zu haben und ich freute mich so sehr auf die kommenden zwei Wochen, in denen ich ihnen so viel erzählen und zeigen konnte.
In den nächsten zwei Tagen schauten wir uns Santo Domingo an. Wir schliefen hier bei mir daheim im Kinderdorf, schauten uns die Zona Colonial an und waren ein bisschen in meiner Lieblingsmall schoppen. Es war schön, den beiden zu zeigen, wie ich hier so lebe und meine Mama sagte, sie sei so froh, alles mal sehen zu können, da sie nun zu meinen ganzen Erzählungen auch die Bilder habe.
Am nächsten Tag fuhren wir frühmorgens mit dem Bus nach Las Galeras, wo ich nun ja schon öfter war, trotzdem jederzeit wieder gerne hinfahre, da dieser hier so ein bisschen zu meinem Lieblingsort wurde. Ich liebe einfach die wunderschönen Strände, das kleine Örtchen mit der besten französischen Bäckerei und vor allem, dass zwar einige Touristen dort sind, es aber trotzdem den typisch dominikanischen Charme hat und sich nicht ein Ferien-Resort an das nächste reiht.
Für mich sind die Busfahrten hier mittlerweile total normal geworden, aber ich erinnere mich noch zu gut, wie ich sie am Anfang selbst wahrgenommen hatte und ich gehe davon aus, dass es Nanni und Mama genauso gegangen ist.
Wenn alle Sitzplätze belegt sind, aber noch mehrere Menschen mitreisen wollen, werden einfach irgendwelche Kisten und Eimer in den Gang gestellt. Die ganze Fahrt über krähte aus dem hinteren Teil des Busses ein Hahn, den ein Mann in einem Sack auf seinem Schoß hatte und über die Lautsprecher lief Bachata-Musik, welche jedoch von Nannis Nebensitzerin beinahe übertönt wurde, da diese über Kopfhörer Musik hörte und laut mitsang.
In Samana mussten wir dann umsteigen in ein Gua Gua, welches uns nach Las Galeras fuhr. Im Normalfall sind das die kleinen Mini-Busse, dieses Mal war es jedoch ein Pick-Up, der auf der Ladefläche Holzbretter hatte, die als Bänke dienten. Im Cabrio-Stil zuckelten wir dann also los und Nanni hatte bei so manchen steilen Straßen Angst, dass wir gleich rückwärts wieder runter rollen würden.
Mit der Zeit sammelten wir immer mehr Leute ein, sodass es richtig eng hinten wurde. Die Leute hier sind bei sowas aber viel freundlicher als in Deutschland und helfen sich gegenseitig, auch wenn sie sich nicht kennen. Älteren Leuten wird sofort auf das Gua Gua und auch wieder runter geholfen, Kinder und Einkaufstüten werden auf den Schoß genommen, auch wenn es nicht die eigenen sind.
Wir wurden des Öfteren angesprochen, wo wir herkommen würden und was wir so machen. Niemand wurde aufdringlich und auch wenn mein Spanisch echt immer noch nicht der Brüller ist, haben sich die Leute mega gefreut wenn man sich ein bisschen mit ihnen unterhalten konnte und waren auch sehr rücksichtvoll, indem sie langsamer sprachen und etwas wiederholten, wenn ich es nicht gleich verstand.
Das ist eines der Dinge, die ich an dem Land so sehr lieben gelernt habe. Diese Unkompliziertheit und diese Einstellung, dass alles kein Problem ist.
Wir wohnten die nächsten 3 Tage bei einem Deutschen, der hier hin ausgewandert ist und bei dem wir bei unserem ersten Besuch in Las Galeras schon wohnten, als die Whale-Watching-Tour abgesagt wurde.
Dieser überließ uns nicht nur sein Apartment, sondern auch seinen Hund, sehr zur Freude meiner Mum. Nicht.
Jenny ist nicht gerade das, was man als eine Hundelady bezeichnen würde, sondern eher ein Wachhund, der sofort laut drauf los bellt und am Zaun hochspringt.
Aber eigentlich will sie nichts anderes, als den ganzen Tag gefüttert und gekrault werden.
Trotzdem wurden Mama und Jenny keine engen Freundinnen mehr.
Den Rest unserer Zeit in Las Galeras wohnten wir in einem kleinen Hotel direkt am Strand, welches die Tage zuvor komplett ausgebucht war, wegen der Semana Santa (Osterwoche).
Kaum in der Unterkunft angekommen, fragte uns der Besitzer ob wir spontan mit drei anderen Gästen zum Playa Fronton fahren wollen, einem Strand, den man nur mit dem Boot erreichen kann.
Die drei anderen Gäste waren ein junges Paar mit einem kleinen Sohn und ebenfalls aus Deutschland. Uns wurde gesagt, dass wir auf dem Weg zum Playa Fronton eventuell noch Wale sehen könnten, aber ich glaubte nicht daran, da es schließlich schon Anfang April war und die Wale Anfang/Mitte März schon wieder weg sind.
Unser Bootsführer glaubte aber etwas gesehen zu haben und wir fuhren ewig weit raus und tatsächlich: direkt vor uns tauchte ein Buckelwal auf und dahinter gleich noch einer.
Ich fand ja schon die Whale-Watching-Tour ganz cool, aber so nah an den Buckelwalen dran zu sein, ohne andere Touris und Boote überall war noch einmal etwas ganz anderes.
Nach gut einer halben Stunde erreichten wir dann auch den Playa Fronton, worüber ich echt froh war, da man einen starken Wellengang in so einem kleinen Boot dann doch nochmal ganz anders wahrnimmt.
Der Strand ist umringt von Felsen und das Wasser ist komplett klar. Abgesehen von einem anderen Boot, das nach einer halben Stunde weg war, waren wir dort die Einzigen und hatten den ganzen Strand für uns alleine.
Unser Bootsführer rief mich nach einer Zeit zu sich und zeigte uns dann noch zwei große Echsen, die er entdeckt hatte.
Zwei Tage später fuhren wir dann mit dem Bus wieder zurück nach Santo Domingo, wo wir einen kurzen Zwischenstopp machten, umpackten, Mama und Nanni auch mal Akira und Sara kennenlernten, (da diese die Woche zuvor selbst im Urlaub waren) um dann weiterzufahren nach Bayahibe, wo wir unsere letzten drei Tage in einem Resort verbrachten.
Klar war es auch dort richtig schön, man konnte rund um die Uhr essen, trinken und sich vor Aktivitäten und Shows kaum retten aber trotzdem bin ich froh, dass wir dort nicht die ganzen zwei Wochen waren, da das ein bisschen wie in einer rosa Blase ist und man gar nicht mitbekommt wie das „richtige dominikanische Leben“ so ist.
Ich bin einfach so happy dass ich das den Beiden auf unserer Reise zeigen konnte und sie nun verstehen warum ich mich so in das Land verliebt habe.
Samstagmittag wurden die zwei dann von einem Shuttle abgeholt und zum Flughafen gebracht und ich fuhr zurück nach Santo Domingo.
Der Abschied war hart aber nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte, da ich jederzeit an diese zwei wunderschönen Wochen zurückdenken und mich auch schon wieder darauf freuen kann, sie bald in Deutschland wiederzusehen.